Der TCM auf der Spur

Forscher der Medizinuni Graz untersuchen mit naturwissenschaftlichen Methoden die Wirkung von Akupunktur. Foto:www.photoXpress.com/Yanik Chauvin
Forscher der Medizinuni Graz untersuchen mit naturwissenschaftlichen Methoden die Wirkung von Akupunktur. Foto:www.photoXpress.com/Yanik Chauvin

Traditionelle Chinesische Medizin ist mehr als 4000 Jahre alt. Grazer Forscher

untersuchen ihre Wirkung mit naturwissenschaftlichen Methoden.

Von Martin Link

Der Preisregen kam nicht gänzlich unerwartet, freut aber trotzdem: Für ihre innovativen naturwissenschaftlichen Untersuchungen auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin hat das TCM-Forschungszentrum Graz kürzlich zwei österreichische und zwei südkoreanische Auszeichnungen erhalten. Mit Hilfe von neuen biomedizintechnischen Konstruktionen, die Licht-, Ultraschall- und höchstsensitive bioelektrische Messverfahren umfassen, versuchen die Grazer Forscher rund um den Biomediziner Gerhard Litscher ein großes Rätsel zu entziffern: wie nämlich Akupunktur auf den menschlichen Körper wirkt.

            Spezifische Auswirkungen konnte das Grazer TCM-Team sowohl im Gehirn als auch beim Herzen von Probanden feststellen – Preise dafür gab es von der Österreichischen Gesellschaft für kontrollierte Akupunktur und TCM sowie der südkoreanischen Schwesterorganisation SAMS. Untersucht wurden so genannte blaue Laser mit einer geringeren Wellenlänge: Wurde ein bestimmter Akupunktur-Punkt mit einem solchen Laser angeregt, entstanden messbare Auswirkungen auf die Herzfrequenz. Ziel ist es, die Methode so weit zu verfeinern, dass die Behandlung bei Patienten mit Bluthochdruck und altersbedingten Herz-Kreislauferkrankungen angewendet werden kann.

            Geführt wird das TCM-Institut, das als Forschungszentrum 2007 der Karl Franzens- und der Medizinischen Universität Graz gegründet worden war, von zwei Wissenschaftlern, die seit Jahren versuchen, eine Brücke zwischen Naturheilverfahren und Wissenschaften zu bauen. So beschäftigt sich Rudolf Bauer, der Vorstand des Institutes für Pharmazeutische Wissenschaften, mit Wirkstoffen und Wirkweise von chinesischen Heilpflanzen. Und der Leiter der Forschungseinheit für biomedizinische Technik in Anästhesie und Intensivmedizin, Gerhard Litscher, ist seit Jahren den Geheimnissen der Akupunktur mit modernsten High-tech-Methoden auf der Spur. Litscher – in Südkorea meistzitierter und preisgekrönter Autor – wie auch Bauer, bewegen sich auf einem abgesicherten naturwissenschaftlichen Fundament und sind sich sicher: „Traditionelle Chinesische Medizin ist eine wissenschaftlich überprüfbare Form der Medizin.“

            Den Beweis für diese Behauptung lieferten beispielsweise Forschungen unter der Leitung von Wolfgang Raith und Berndt Urlesberger, die thermografische Messungen der Hauttemperatur unter Laserakupunktur bei Neugeborenen unternommen haben.

            Ein anderes Projekt in Graz überwindet nicht nur inhaltliche Gräben, sondern Distanzen von mehreren tausend Kilometern. So sitzt der Patient in China, während im Rahmen einer „transkontinentalen Teleakupunktur“ die Wirksamkeit der Behandlung in Graz festgestellt wird. Via Internet werden Daten aus einem 24-Stunden-EKG und nach einer Akupunktur gesammelt, nach Graz transferiert und hier von einem Analysecomputer ausgewertet.

            In die entgegengesetzte Richtung senden die Grazer dann ihr Auswerteprotokoll. Aus diesem Datenmaterial – so Litscher – seien weitere neue Erkenntnisse über die Wirkung von Akupunktur zu erwarten.

 

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