Natürliche Kraftspender

Die Steinbasilika in Waidhofen an der Thaya zählt zu den beeindruckendsten mystischen Orten in Österreich. Foto: Waldviertel Tourismus/Reinhard Mandl
Die Steinbasilika in Waidhofen an der Thaya zählt zu den beeindruckendsten mystischen Orten in Österreich. Foto: Waldviertel Tourismus/Reinhard Mandl

 

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege wahrer Wissenschaft und Kunst steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern oder staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen“. So schwärmte über mystische Orte und Kraftpätze ausgerechnet ein Naturwissenschafter: Albert Einstein.

Von Michael Strausz

Ein Wasserfall, ein Berg, ein Baum oder ein Platz an einem See. Kraftplätze können sehr individuell sein, manche geben seit Jahrhunderten Kraft und sind Anziehungspunkt für Rituale, Begegnungen, Feiern. Eine Höhle kann für Menschen sowohl mystisch-magisch sein als auch beängstigend. „Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die so genannte äußere Natur wertfrei ist und es keine guten oder schlechten Plätze gibt, sondern nur Menschen, die positiv oder negativ reagieren“, erklärt der Waldviertler Geomant Günther Lassi. Er beschäftigt sich mit dem Erkennen und Erspüren von guten Plätzen in Räumen und der Landschaft und versucht diese mit baubiologischem Wissen in Einklang zu bringen.

 

In allen Kulturen findet man Kultplätze. Fast jede Kirche in Europa, die älter als 900 Jahre ist, steht an einem Ort, der bei früheren Religionen – egal, ob Kelten, Römer oder Anhänger von Naturgottheiten – als besonderer Platz ausgewählt und an dem Rituale gefeiert wurden. Geht man in der Geschichte noch weiter zurück, stößt man auf das Vorhandensein bestimmter, zunächst schwer nachvollziehbarer Steinlegungen (Megalithen) und der besonderen Energetik solcher Plätze.

 

Es faszinieren Kraft- oder Sagenplätze auf eine Weise, die sich mit rationaler Logik nicht erklären lässt und die über die bloße Begeisterung für eine bestimmte Landschaft oder ein sakrales Bauwerk hinausgehen. Die Wirkungen dieser Orte entstehen – so sind Spezialisten wie Lasi überzeugt – durch das Zusammentreffen unterschiedlicher Erdenergien, die durch Kreuzungen spezielle Wirkungen erzielen, auf die alle Lebewesen reagieren. Auf welche Art und Weise, ist wissenschaftlich aber höchst umstritten. „Wir Menschen hätten gerne Rezepte, so nach dem Motto: Welcher Kraftort passt zu welcher Situation? Das gibt es aber nicht. Das ist das Hauptproblem, das ich mit dem westlichen Feng Shui habe. Ein Windspiel aufgehängt und schon sind alle Probleme gelöst“, warnt Lassi vor allzu großen Erwartungen. „Ich bin Techniker und Realist. Man darf Kraft- und Energieplätze nicht überbewerten und daraus einen Kult machen, denn messtechnisch und wissenschaftlich ist nichts beweisbar. Wer das behauptet, der will nur Geschäfte machen“, ergänzt Klaus Brudny, Vizepräsident des Österreichischen Verbandes für Radiästhesie und Geobiologie.

 

Körperliche, seelische und geistige Reaktion

„Ein Kraftort ist ein Gebiet, auf das wir körperlich, seelisch und geistig reagieren. Solche Orte lösen in uns Resonanzen aus, die  wir als etwas Besonderes erleben. Ob uns ein solcher Ort Ruhe vermittelt, uns emotional berührt, das Kreisen von Gedanken vermindert oder uns eine spezielle Heilung bringt – es ist in jedem Fall persönlich“, zitiert Schriftsteller Michael Reid aus seinem Buch „Kraftorte und das Netzwerk des Lebens“, erschienen im Styria Verlag. Etrusker, Kelten oder Germanen bauten keine Tempel zur Verehrung ihrer Gottheiten, sie wollten dies in der freien Natur, an den für sie speziellen Orten tun. Das Wissen um viele dieser Orte ging verloren, und dennoch – irgendwie merkt man, dass ein bestimmter Ort eine Vergangenheit hat. Wer weiß, vielleicht waren schon vor 3.000 Jahren Menschen genauso fasziniert von dieser Stelle? Naturplätze sind Kraftorte, weil der Anblick der Natur das Dasein beflügelt, beruhigt, Kraft verleiht oder uns Klarheit bietet. Selbst glitzernde Kieselsteine in einem Flussbett können für diese speziellen Momente sorgen, in denen man sich der Natur nahe fühlt.

 

Christliche Baudenkmäler wie  Kirchen, Klöster, Kapellen oder Bildstöcke wurden oft auf Überresten älterer religiöser Monumente erbaut: beispielsweise Kirchen auf den Ruinen von römischen Tempeln, Kapellen auf den Überresten heidnischer Stätten wie Steinkreise oder Steinpyramiden. Sakrale Plätze sind Kraftorte, wo sich schon seit Jahrtausenden Menschen die besondere Atmosphäre eines Ortes zu Nutze machen. „Geheimnisvoll und wunderbar sind diese Orte nicht nur wegen der außergewöhnlichen Aussicht oder dem beeindruckenden Zeugnis der Naturgewalten. Hier wird man erinnert, was es bedeutet, Teil einer ewigen Geschichte zu sein“, formuliert die 84-jährige Tiroler Bäuerin Margaretha Huber.

 

Das Wissen um Sagenplätze steckt heute noch in vielen alten Menschen, die von ihren Vorfahren spannende, geheimnisvolle oder schaurige Geschichten erzählt bekamen. Um diese Plätze ranken sich Sagen und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Beliebte Themen sind Wald- und Berggeister, Gnome, Wichtel oder Hexen, die an diesen Orten in grauer Vorzeit ihr Unwesen trieben. Doch nicht immer sind es Gruselgeschichten, die mit Orten verbunden sind: auch Liebesgeschichten, Märchen oder lustige Anekdoten werden mit Sagenplätzen verbunden. Meist soll die Sage die Existenz eines außergewöhnlichen Ortes erklären. Experten sprachen dann von so genannten ätiologischen Sagen. Erst das Wissen um diese Geschichten belebt die Phantasie und lässt die Kraft und Mystik von Sagenplätzen nachvollziehen.

 

Manchen Orten wird eine heilende Wirkung nachgesagt. Mineralische oder Thermal-Quellen oder ein besonderes Reizklima ziehen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert Erholungsuchende zu ausgedehnten Kuren an. Auch Erdstrahlen oder magnetischen Feldern werden oft heilende Wirkung auf den Körper nachgesagt, wissenschaftliche Belege hierzu fehlen jedoch. Besondere Heilplätze mit spiritueller Wirkung sind Pilgerstätten. Seit dem Mittelalter pilgern Menschen weltweit unter großen Strapazen zu religiösen Orten, von denen sie sich Gutes erhoffen. Heilplätze sind Kraftorte, weil jeder, der eine lange Strecke zu einem Ziel aus eigener Kraft zu Fuß zurücklegt, seinen Geist befreit. Auf den Spuren kraftvollen Glaubens findet man sich selbst.

 

Mystisches Waldviertel

Im nördlichen Niederösterreich, dem Waldviertel, gelten Blocksteine, Schalen- und Wackelsteine als Innbegriff mystischer Plätze. Besonders die Gemeinde Groß Gerungs mit ihren fünf steinernen Sehenswürdigkeiten mit Namen wie Steinpyramide, Opferstein, Wackelstein, Kierlingstein und Weltkugel ist als „Kraftarena“ des Waldviertels bekannt. Dabei lassen sich angeblich verschiedene Raumqualitäten entdecken, manche Orte wirken beruhigend und entspannend, andere belebend und anregend. „Wertvoll ist dabei das Wiedererlernen des In-sich-Hörens“, erklärt Andreas Fuchs, Stadtamtsdirektor von Groß Gerungs. „Wir wollen auf jeden Fall verhindern, dass die Kraftarena in die Ecke der Esoterik gerät. Im Vordergrund steht eine seriöse und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema“. So wurden beim Kierlingstein – einem sechs Meter langen Naturdenkmal mit einer 40 Zentimeter tiefen Schale, die immer mit Wasser gefüllt ist - und bei der 500-Tonnen-Weltkugel mit sieben Meter Durchmesser vom Institut für Biosensorik und Bioenergetische Umweltforschung (IBBU) in Lieboch bei Graz, einem Partnerunternehmen des Ludwig Boltzmann-Instituts, zwei Tage lang die Auswirkungen von Raumqualität auf die Selbstregulation von Menschen untersucht. „Seit einigen Jahren haben wir die Möglichkeit, mit speziellen Systemen, den Bioresonatoren, relativ rasch und trotzdem präzise bestimmte Parameter der menschlichen Selbstregulation festzuhalten. Dies erlaubt uns, die Wirkung von solchen besonderen Plätzen auf Menschen zu verifizieren“, berichtet die wissenschaftliche Leiterin der geomantischen Messung, Noemi Kempe. Nach wie vor geschehe die Bestimmung solcher Plätze mit der Wünschelrute, allerdings besitzt das IBBU die Möglichkeit, die Genauigkeit der Mutung in Laborbedingungen zu testen und zu prüfen. „Außerdem stützen wir uns beim Erlernen dieser Kunst auf die modernen Methoden der Psychoneurolinguistik, was die Wiederholbarkeit und Genauigkeit der radiästhetischen Mutungen wesentlich erhöht“, erklärt Kempe. Ergebnis: Beide Plätze rund um die „Weltkugel“ besitzen Bioinformation, welche die negative Wirkung der elektromagnetischen, radioaktiven und geopathogenen Belastung aufhebt. Die Wirkung hält jeweils rund 30 Minuten an. „Es ist deshalb für Menschen, die in ihrem täglichen Umfeld solchen Belastungen ausgesetzt sind - schlechter Wohn- oder Schlafplatz, Computerarbeitsplatz und mehr - empfehlenswert, diese Plätze öfters aufzusuchen und dort eine Weile zu bleiben“, betont Kempe.

 

Der Kierlingstein wiederum ist von einem sehr spezifischen Biofeld umgeben, das besonders auf dem Stein eine starke energetisch abbauende und das vegetative Nervensystem belastende Wirkung hat. „Deshalb hat dort oben ein Mensch nichts zu suchen“. Neben dem Stein aber besitzt der Platz ausgleichende Bioinformation und kann für Menschen empfohlen werden. „Sollten neugierige Menschen die Wirkung dieser Plätze ausprobieren wollen, so sollten sie zuerst auf den Stein klettern und sich anschließend mindestens 30 Minuten neben dem Stein regenerieren“, fasst Kempe die geomantischen Messergebnisse zusammen.

 

Glücksplätze im Salzkammergut

Ein Expertenteam aus Geomanten, Naturwissenschaftlern, Philosophen, Waldpädagogen und sensiblen Touristikexperten hat im  gesamten Salzkammergut 212 so genannte  Glücksplätze definiert und in Natur-, Sagen- und sakrale Plätze unterteilt. „Generell verstehen wir unter Glücksplätzen jene einzigartigen Orte, die zur Entfaltung der inneren Sensibilität und zur Selbstfindung aufgesucht werden“, betont Ronald Felder, Geschäftsführer des Salzkammergut Tourismus. Außergewöhnliche Landschaften, historische Schmuckstücke, überwältigende Aussichten, spezielle Flussläufe oder botanische Besonderheiten findet man an den Naturplätzen vor. Alte Geschichten gepaart mit Phantasie lassen die Kraft und Mystik der Sagenplätze spüren und erkennen. „Die Glücksplätze im Salzkammergut sind allemal dazu gut, um mit sich selbst wieder besinnlich in guten Kontakt zu kommen, sich auf eine Suche nach innerer Balance und nach einem innerlich verankerten Lebenssinn zu machen. Solche Plätze machen vor allem Sinn durch die Bedeutung, das Ritual, das der E–inzelne mit ihnen verbindet“, erklärt Psychoanalytiker und Glücksforscher Christoph Fischer, Leiter des Instituts für angewandte Psychoanalyse (IAP) in Innsbruck. Und weiter: „Glücksplätze eignen sich perfekt, Glückssaboteure wie Ängste, Unzufriedenheit, negative Einflüsse unterschiedlichster Form zu verabschieden.“ Die persönliche, innere Einstellung entscheidet darüber, wie Glücksplätze aufgenommen und empfunden werden. Grundsätzlich sollten sich positiv gestimmte Menschen an diesen Orten wohler und glücklicher fühlen als negativ gestimmte. Wie oft man die bevorzugten Glücksplätze aufsuchen soll sei sehr individuell zu sehen, auf jeden Fall wäre ein „suchtartiges“ Verhalten abzulehnen.                  

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