Spagyrik: Pflanzen mit feinstofflicher Wirkung

Lindenbaum: Für spagyrische Essenzen werden Pflanzen in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammengefügt. Foto: PhotoXpress.com
Lindenbaum: Für spagyrische Essenzen werden Pflanzen in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammengefügt. Foto: PhotoXpress.com

 

Der Spagyrik wird nachgesagt, sowohl Körper als auch Seele und Geist ins Gleichgewicht zu bringen. Woher sie kommt, wie (oder ob) sie wirkt und warum Alchemie nicht nur mit Goldmacherei zu tun hat.

Von Sigrun Saunderson

Spagyrische Tinkturen haben etwas Mystisches, fast Unheimliches. Ihre Herstellung erinnert an geheimnisvolle Vorgänge aus dem Mittelalter. Was vielleicht auch damit zu tun hat, dass die Spagyrik direkt auf den mittelalterlichen Arzt und Alchemisten Paracelsus zurückgeht. Während sich Alchemisten unter anderem mit der Herstellung von Gold befassten, versuchte Paracelsus mit alchemistischen Aufbereitungsverfahren die bekannten Heilkräfte der Pflanzen zu erhöhen. Diesem medizinischen Teil der Alchemie nannte er Spagyrik (griech.: trennen und vereinen). Und ums Trennen und Wiedervereinen geht es auch heute in der Herstellung spagyrischer Essenzen.

 

Als Basis dienen hauptsächlich altbekannte Heilkräuter wie Schafgarbe, Baldrian oder Salbei. Daneben gibt es auch einige Mittel auf tierischer und mineralischer Basis. Allerdings werden spagyrische Mittel völlig anders hergestellt als die Tinkturen der herkömmlichen Pflanzenheilkunde. Das spagyrische Prinzip des Trennens und Wiedervereinens beschreibt Martin Sommergut, Pharmazeut und Eigentümer der Metatron Apotheke in Wien, so: „Die frische Pflanze wird zunächst mit Wasser und Hefe vergoren. Danach werden in einem Destillationsprozess alkoholische Anteile, ätherische Öle und organische Bestandteile gewonnen. Der bleibende Rückstand aus anorganischen Bestandteilen wird verbrannt und die Asche dem Destillat wieder zugefügt.”

 

Wie aufwendig die Herstellung spagyrischer Essenzen tatsächlich ist, erklärt Helga Thun-Hohenstein, Geschäftsführerin des Kärntner Unternehmens Spagyrik Pharma: „Die Herstellung einer Essenz dauert mehrere Monate. Allein die Calcination kann je nach Pflanze einige Wochen in Anspruch nehmen.” Unter Calcination verstehen Spagyriker die Reinigung der beim Verbrennen entstandenen Asche durch Feuer. „Die Asche muss von sämtlichen Umweltgiften und Rückständen aus der Gärung befreit werden. Am Ende soll die Asche fein und hell wie Puder sein. Wenn man sie schließlich ausschwemmt, muss die Flüssigkeit goldgelb werden, nicht braun oder rostig.”

 

Geistige Selbstheilungskräfte aktivieren

Warum soll eine auf solche Weise hergestellte Essenz eine stärkere Wirkung haben als klassische pflanzliche Tinkturen? „Weil alle Bestandteile der Pflanze enthalten sind”, erklärt Sommergut. „Vom ätherischen Öl bis zu den Salzen, die erst durch das Verbrennen herausgelöst werden können.” Der wesentlichste Unterschied zu anderen pflanzlichen Heilmitteln ist jedoch gar nicht einmal die der Spagyrik nachgesagte intensivere Wirkung. Spagyrische Heilmittel sollen neben der körperlichen auch die seelisch-emotionale Ebene ansprechen und die geistigen Selbstheilungskräfte aktivieren.

 

„Die Spagyrik arbeitet noch mehr im feinstofflichen Bereich als die Homöopathie”, erklärt Sathya Bernhard, Vorsitzende der Philosophischen Praxen e.V. In ihrer Praxis bietet sie „Begleitung der eigenen Lebenswerkstatt” an und setzt unter anderem die Spagyrik ein, um „Dissonanzen auf seelischer und geistiger Ebene zu lösen”. Für Bernhard ist die Spagyrik vor allem ein Hilfsmittel zur Seelenhygiene. „Die Spagyrik wirkt auf energetischer Ebene sofort. Sie ist eine Erleichterung für unsere Emotionen, die Seele und den Geist.”

 

Ein Beispiel ist die Schafgarbe, die in der spagyrischen Heilmittel-Liste gleich an erster Stelle aufgeführt wird: Dass die Schafgarbe entzündungshemmend wirkt und Leber, Galle, Blase und Nieren unterstützt, ist Kräuterkundlern bekannt. Dass sie sowohl Magen-Darm-Krämpfe als auch Unterleibsbeschwerden bei Frauen lindert, wurde auch in wissenschaftlichen Studien ausreichend belegt. Die Spagyrik geht jedoch noch weiter: Hier steht die Schafgarbe neben den bekannten körperlichen Wirkungen zusätzlich für die Kraft zur Selbstverwirklichung auch gegen äußere Widerstände – für die Emanzipation also von den Wertvorstellungen anderer (vgl: Roland Lackner, Energetische Spagyrik).

 

Die Rosskastanie wiederum hat eine wissenschaftlich nachgewiesene durchblutungsfördernde Wirkung bei Veneninsuffizienz, die Volksmedizin setzt sie auch bei niedrigem Blutdruck und gegen Schwellungen ein. Die spagyrisch hergestellte Essenz soll neben diesen rein körperlichen Wirkungen auch das Selbstvertrauen stärken und die Kommunikationsfähigkeit verbessern.

 

Wie wird diese zusätzliche Wirkung erklärt? Der Spagyriker geht davon aus, dass jede Pflanze abgesehen von ihrer stofflichen Zusammensetzung auch eine ihr eigene Lebenskraft besitzt, eine besondere Energie. Erst die stofflichen Bestandteile gemeinsam mit dieser Energie machen die gesamte Heilkraft einer Pflanze aus. Die spagyrische Aufbereitung will daher sämtliche Aspekte der Pflanze in ihrer Essenz einfangen: Die geistigen durch die Gärung, die seelischen durch die Destillation und die körperlichen durch die Verbrennung und Veraschung. Spagyrische Mittel lassen sich dementsprechend nicht allein chemisch definieren. Sie enthalten laut Hersteller auch Nicht-Stoffliches, nämlich reine Energie oder Heilkraft.

 

Diese nicht-stofflichen Komponenten sind laut Thun-Hohenstein im Herstellungsprozess zu beachten. Sie ist überzeugt, dass die Qualität einer spagyrischen Essenz auch von der Verfassung der herstellenden Person abhängt. „Wenn zwölf Leute aus denselben Ausgangsstoffen eine spagyrische Essenz herstellen, entstehen zwölf Qualitäten dieser Essenz.” Sie achtet daher darauf, nur in positiver Verfassung an ihren Essenzen zu arbeiten – ein Luxus, den sich nur ein kleines Unternehmen leisten kann. „In einem großen Herstellungsbetrieb mit vielen Mitarbeitern ist das natürlich nicht möglich.”

 

Wirkung wie andere Naturheilmittel

Ob Spagyrik wirklich wirkt? – Noch gibt es keine einzige wissenschaftliche Studie zur speziellen Wirksamkeit spagyrischer Essenzen. Dass sie zumindest dieselbe Wirkung wie andere Naturheilmittel haben, lässt sich nachvollziehen. „Es handelt sich um Heilpflanzen, deren Wirkung auch pharmakologisch belegt ist”, bestätigt Sommergut. „Die Spagyrik verwendet hauptsächlich europäische Pflanzen, die auch in den Arzneimittelbüchern stehen und seit Jahrhunderten verwendet werden. Dadurch kann ich auch als Apotheker dahinterstehen.” Die angegebene Wirkung auf seelischer und geistiger Ebene hingegen lässt sich wohl nur schwer in Studien nachweisen. Denn der eigene Seelenzustand unterliegt vor allem der persönlichen Einschätzung und lässt sich kaum in objektiven Kriterien für eine Studie erfassen. Und die laut Spagyrik enthaltenen nicht-stofflichen Bestandteile sind ohnehin mit physikalischen oder chemischen Methoden nicht messbar. Auf dem Gebiet der Spagyrik muss sich der Anwender also noch auf Erfahrungsberichte und Beratung verlassen und schließlich sein eigenes Urteil bilden.

 

Dass es zahlreiche positive Erfahrungen mit spagyrischen Mitteln gibt, bestätigt zum Beispiel die Pharmazeutin Annemarie Claucig. Sie berät Apotheken-Kunden unter anderem zu komplementärmedizinischen Heilmitteln. „Die meisten Menschen versuchen es mit der Spagyrik, wenn sie chronische oder immer wiederkehrende Beschwerden haben. Ich frage bei unseren Kunden immer gerne nach, wie ihnen bestimmte Mittel geholfen haben. Und bei spagyrischen Tropfen bekomme ich auffallend viele gute Rückmeldungen. Sowohl bei körperlichen als auch bei emotionalen Beschwerden.” Die Mittel könnten natürlich keine Psychotherapie ersetzen, betont Claucig. „Wer aber gerade in einem psychischen Entwicklungsprozess steckt, den kann die Spagyrik gut unterstützen.” Die Anwendung der Spagyrik lässt sich in Kursen aber auch zu einem gewissen Grad aus Büchern erlernen. Wem das zu aufwendig ist, der erhält auch bereits in immer mehr Apotheken Beratung durch in der Spagyrik ausgebildete Fachkräfte. „Falsch kann man wie bei allen Heilmitteln dann etwas machen, wenn man überdosiert,” so Sommergut. „Aber auch dann sind in der Spagyrik die Nebenwirkungen nicht gravierend. Bei Überdosierung könnte es etwa zu Kopfschmerzen kommen wie nach einem anstrengenden Arbeitstag auch.”

 

Auch Bernhard hält spagyrische Mittel für unbedenklich, solange sie achtsam angewendet werden: „Ich habe noch keine gefährliche Zone in der Spagyrik entdeckt. Es kann allerdings sein, dass sie auf seelischer Ebene einfach nicht wirkt. Nämlich dann, wenn jemand emotional völlig verpanzert ist. Sobald man aber irgendein Gefühl hat, das man endlich leben will, wirkt die Spagyrik wie ein Pfitschipfeil.”

 

 

Buchtipp:

Roland Lackner: Energetische Spagyrik. Der Weg zu emotionaler, seelischer und geistiger Balance. Foitzick Verlag, 207 Seiten, ISBN 978-3-929338-89-9

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Kommentare: 2
  • #1

    Gisela (Dienstag, 23 September 2014 13:24)

    Wir selbst haben schon seit 2006 einige tief sitzende emotionale Lebensblockaden mit Spagyrik lösen können und kann immer wieder sagen ,das ist das Beste was uns begegnet ist.

  • #2

    Gisela (Donnerstag, 07 Januar 2016 23:56)

    Auch wir haben seit 2006 viel auflösen können. Und es kommen immer neue Erfahrungen dazu. Sogar wo wir wohnen hat ein seelisches, emotionales Thema, ich erarbeite mit der Numerologie der Pflanzen das Thema aus seelischer emotionaler Ebene. Es kommen so viel aha Effekte. Ich gebe mein Wissen darüber bei Sofengo weiter.