Die „Kunst des Glücklichseins"

Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, ist für mehrere Tage in Österreich. Organisiert wird der Besuch vom Tibetzentrum in Hüttenberg in Kärnten, das auch Ausbildungen in tibetischer Medizin anbietet. Tibetische Medizin ist nach Ansicht des Dalai Lama eines der größten Vermächtnisse der tibetischen, buddhistischen Zivilisation. „Es ist ein System, das wesentlich zur Aufrechterhaltung eines gesunden Geistes und eines gesunden Körpers beitragen kann“, sagt das geistige Oberhaupt der Tibeter über das jahrhundertealte Medizinsystem. 

Bis 26. Mai wird Seine Heiligkeit für mehrere Tage Österreich besuchen, konkret Klagenfurt, Salzburg und Wien. In Klagenfurt wird er unter anderem einen Vortrag halten zum Thema „Die Kunst des Glücklichseins“. Parallel wird es eine Reihe von Unterweisungen und Vorträgen geben, die das Ziel haben, die menschlichen Werte und die Harmonie zwischen den Religionen zu fördern.

 

Traditionelle Tibetische Medizin ist in Österreich übrigens auch erlernbar: Interessierte Ärztinnen und Ärzte, Vertreter von anderen Gesundheitsberufen sowie generell am Thema interessierte Menschen können tibetische Medizin in einem eigenen Lehrgang, der vom Tibetzentrum in Hüttenberg organisiert wird, lernen. Der erste, dreijährige Lehrgang läuft derzeit aus und die ersten Absolventen und Absolventinnen erhalten am Samstag vom Dalai Lama ihre Diplome.

 

Für den Herbst sei der Start eines neuen Lehrganges geplant, sagt Monika Eisenbeutel, zuständig für Bildung im Tibetzentrum. Starten wird der Lehrgang mit den „Grundlagen der Traditionellen Tibetischen Medizin“, und wird mit den aufbauenden Lehrgängen „Traditionelle Tibetische Massage“, „Sanfte Therapien“ und „Diagnosemethoden in der Traditionellen Tibetischen Medizin“ fortgesetzt.

 

Die Kursthemen geben einen Überblick über die sogenannten Medizin-Tantras, die seit Jahrhunderten überlieferten tibetischen Texte, die der Tibetischen Medizin zugrunde liegen. Außerdem erhalten Studierende ein profundes Fachwissen über die Ursachen von Gesundheit und Krankheit, die verschiedenen Diagnosemethoden sowie die unterschiedlichen inneren und äußeren Therapien der Tibetischen Medizin. Infos dazu gibt es unter der Mailadresse office@tibetcenter.at

 

Vor kurzen besuchte ein anderer Spezialist für Tibetische Medizin, dem die tibetische Gesundheitslehre schon früh in die Wiege gelegt wurde, Wien. Der Vater des heute 83-jährigen Peter Badmajew war ein angesehener Tibetischer Arzt und brachte den medizinischen Wissensschatz von Russland nach Polen. Dort heilte er Anfang des 20. Jahrhunderts Politiker und Prominente. Mit seiner ganzheitlichen Betrachtungsweise der Patienten hatte er die Herzen der Polen erobert. Sein Sohn Peter half eifrig von Kindesbeinen an, Kräuter-Tabletten nach den tibetischen Formeln herzustellen. Später studierte er in Warschau westliche Medizin. Heute lebt der gelehrige Schüler in den USA, „wo alle auf eine Wunderpille für ewige Gesundheit warten, anstatt ihren Lebensstil zu ändern“. Bei seinem Wien-Besuch erzählte er der lebensweise über seinen Vater, die Philosophie der Tibetischen Medizin, und wie diese ihren Weg in den deutschsprachigen Raum fand.

 

„Mein Vater gab sich seinen Patienten vollkommen hin, was Ärzte selten tun. Es ist sehr wichtig, dass ein Arzt die Hintergründe seines Patienten untersucht, wie zum Beispiel die familiäre Situation, die Kindheit und so weiter“, erklärt Peter Badmajew das ärztliche Erfolgs-Geheimnis seines Vaters. „Bevor man also irgendeine Medizin verschreibt, muss man den Patienten vorbereiten, man muss ausforschen, was ihm fehlt, um dann die Balance des geistigen Zustandes, also Willenskraft, Bewusstsein und Mitgefühl, wieder herstellen zu können. Es ist von höchster Wichtigkeit, den geistigen Zustand wieder herzustellen, und erst dann an den physikalischen Faktor zu denken.“

 

Tibetische Kräutermischungen

 

Unter Aufsicht seines Vaters stellte Peter Badmajew schon als Kind Tabletten nach tibetischen Rezepturen her. Vor allem aber lernte er die Grundlagen der Tibetischen Medizin verstehen und ist heute – im Alter von 83 Jahren und mit einem westlichen Medizinabschluss und jahrzehntelanger schulärztlicher Erfahrung – mehr denn je davon überzeugt, dass zum Gesundwerden mehr gehört, als nur Tabletten zu schlucken: „Medikamente sind sekundär.

 

Der Lebensstil ist das Wichtigste. Man muss seine schlechten Gewohnheiten ändern“, sagt Badmajew, der allerdings selbst auch mit Tabletten Geschichte gemacht hat: In den 1960er-Jahren begegnete er nämlich dem Pharmakaufmann Karl Lutz aus Zürich. Zusammen stellten die beiden Tüftler die ersten Tibetischen Rezepturen aus der Sammlung von Badmajews Vater her. Nach ersten Heilerfolgen gründete Lutz schließlich die Firma Padma AG, die heute noch Medikamente nach tibetischen Rezepten produziert.

 

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