Gedanken und Ideen der lebensweise-Experten

Expertinnen und Experten verschiedener Bereiche unterstützen als Fachbeirat die lebensweise-Redaktion. Hier treten sie vor den Vorhang und stellen ihre Gedanken vor. Diesmal schreibt Ganzheitsmediziner Wolfgang Marktl über das Vorsorgepotenzial von Kuren und Wellnessaufenthalten.

Kuren sind durch gesetzliche Bestimmungen klar definiert. Im Gegensatz dazu besteht für den Begriff Wellness keine Regelung. Dies hat zur Folge, dass dieser Begriff sehr unterschiedlich aufgefasst werden kann, was eine Beurteilung von Wellnessaufenthalten als effizientes Mittel der Prävention erschwert. Zweifelsohne können jedoch auch Wellnessaufenthalte der Gesundheitspflege dienen, wenn diese Aufenthalte effektive gesundheitsdienliche Maßnahmen beinhalten und eine genügend lange Dauer aufweisen.

 

Der Einsatzbereich von medizinischen Kuren kann mit den drei Begriffen Gesundheitspflege, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitswiedererlangung umschrieben werden. Der Begriff Prävention umfasst die beiden Maßnahmen, die der Gesundheitspflege und der Gesundheitsvorsorge dienen. Dabei bestehen vor allem bei der Gesundheitspflege Beziehungen zur medizinischen Wellness. Im Wort Gesundheitsvorsorge steckt auch der Wortteil Sorge, womit angedeutet wird, dass bereits gesundheitliche Defizite vorhanden sind, die Anlass zu dieser Sorge sind. Dieser Bereich entspricht der Prävention, wie sie in unserem Gesundheitswesen aufgefasst und praktiziert wird.

Für die Bedeutung der Kur in der Präventivmedizin sprechen zwei Faktoren.

 

Erstens zählen viele der chronischen Zivilisationskrankheiten schon seit jeher zu den typischen Kurindikationen. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind in den Kureinrichtungen Kenntnisse und Möglichkeiten für die Beeinflussung der Frühstadien dieser Erkrankungen vorhanden. Zweitens stellt die Kur an sich ein komplexes medizinisches Verfahren dar, wobei einer größeren Zahl von Risikofaktoren auch eine größere Zahl an Therapieanwendungen und sonstigen gesundheitsdienlichen Maßnahmen gegenübersteht. Darüber hinaus können Kuraufenthalte auch dazu genutzt werden, um die Kurgäste über Risikokonstellationen zu informieren und Wege zu deren Vermeidung aufzuzeigen. Die organisatorischen und zeitlichen Voraussetzungen dafür während der Kur sind günstig. Es kann auch angenommen werden, dass die Bereitschaft von Menschen, während eines gesundheitsdienlichen Kuraufenthalts Informationen über Risikofaktoren und sinnvolle Änderungen des Lebensstils anzunehmen, hoch ist.

 

Wie auch in eigenen Untersuchungen aus dem Ludwig Boltzmann Institut in Bad Tatzmannsdorf gezeigt wurde, können durch eine dreiwöchige Kur sowohl biochemische als auch psychologische Risikokonstellationen, die in Zusammenhang mit chronischen Zivilisationserkrankungen stehen, beeinflusst werden. Es handelt sich dabei etwa um Blutdruckwerte, Körpergewicht, Cholesterinkonzentrationen und Stressfaktoren. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von chronischen Erschöpfungszuständen und der Burn-out-Problematik ist der nachhaltige Einfluss auf Stress-assoziierte Variable durch die Kur von besonderem Interesse. Nähere Details zur Beeinflussung von Risikofaktoren können dem Buch: „Effekte der medizinischen Kur“ (Markt, Blaschke, Ärzteverlag, Wien) entnommen werden.

 

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