Kochkurs für Krebspatienten

Foto: rüm
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Ernährung spielt bei Krebs eine wichtige Rolle in der Prävention sowie während und nach Behandlungen. Doch oft fehlt das Wissen, was gut tut. Die lebensweise besuchte einen Kochkurs für Darmkrebspatienten.

Für Darmkrebspatienten ist gesunde Ernährung von großer Bedeutung. Operation, Chemo- und Strahlentherapie ziehen nicht nur den Darm schwer in Mitleidenschaft, sondern verändern auch das Geschmacksempfinden und erzeugen Laktoseintoleranz“, erklären die Kochbuchautorin Elisabeth Fischer und die Onkologin und Ernährungsmedizinerin Irene Kührer den Teilnehmern ihres Kochkurses. Sie haben eines gemeinsam: Sie haben oder hatten Krebs oder sind Angehörige von Betroffenen. Und sie alle suchen Orientierung im Dschungel der Ernährungstipps.

Etwa 30 bis 40 Prozent aller Dickdarmerkrankungen seien auf Fehlernährung und vor allem auf tierische Fette zurückzuführen, sagt lebensweise-Fachbeirätin Kührer im Vortrag, bevor es an den Herd geht. Die beiden Expertinnen geben Tipps, wie man mit Begleiterscheinung schulmedizinischer Krebstherapie wie Appetitlosigkeit, raschem Völlegefühl oder Übelkeit am besten umgeht.

„Nur wenn man genau darüber informiert ist, welche Veränderungen im Körper durch eine Operation, Chemo- oder Strahlentherapie auftreten können, ist man in der Lage sein ganz persönliches Lebens- und Esskonzept dieser neuen Situation anzupassen“, sagt Kührer, Oberärztin am AKH. Die Menschen müssten als Ganzes gesehen werden, ist sie überzeugt. „Dazu gehören nicht nur Vorerkrankungen, sondern auch das soziale Umfeld, berufliche und private Belastungen, schlicht Sorgen, wie wir sie alle haben.“ Zahlreiche Gemüse- und Obst-

sorten können die Genesung unterstützen. Hülsenfrüchte etwa unterstützen Entgiftung, Karotten und Kürbis können das Wachstum bösartiger Zellen hemmen und Beerenfrüchte wirken antioxidativ. „Wir haben uns auf sekundäre Pflanzenstoffe konzentriert, denn Vitamine bringen nur in Verbindung mit diesen Natursubstanzen etwas. Für sich genommen nutzen sie nichts, weil sie der Körper nicht aufnehmen kann.“ Der Kochkurs, der mit Selbsthilfegruppen organisiert wird, zeigt, wie der empfindliche Verdauungstrakt geschont und mit Gewürzen ein neues Geschmackserlebnis erzeugt werden kann.

Die richtige Ernährung sei aber auch in der Prävention entscheidend, sagt Fischer und beide Frauen haben ein simples Rezept: „Ein großes Problem sind Convenience- und Fast-Food-Produkte. Gut sind saisonale Produkte, die kurze Transportwege und damit kurze Lagerzeiten haben.“ Finden könne man diese sehr leicht, wenn man regionale Produkte – wenn möglich sogar beim Hersteller – kauft oder selbst zieht. Selbst in Großstädten gebe es Bauernmärkte, an denen man frische, saisonale Produkte bekomme. Und die seien nicht teurer, als in Supermärkten, betont Fischer.

Das bestätigt auch eine Untersuchung der Arbeiterkammer Oberösterreich. Sie hat Fertiggerichte getestet: Nicht nur, dass die meisten viel Zucker, Salz und Fett enthalten, es ist auch dann günstiger, selber zu kochen, wenn nur eine Portion zubereitet wird. Und sogar die Zeitersparnis ist nicht wirklich gegeben, sagten die Tester, die nachgekocht haben.

Bei der Verarbeitung selbst seien die Garmethoden wichtig, sagt Kührer. „Meine Großmutter ist 85 und kocht etwa Fisolen noch wie früher, bis sie weich sind. Eine schonendere Garmethode erhält aber die Nährstoffe.“ Experten gehen davon aus, dass zwei Drittel der Krebserkrankungen durch einen entsprechenden Lebensstil in Kombination mit Vorsorgeuntersuchungen zu vermeiden sind. Darmkrebs sei aber auch eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Kührer: „Männer werden heute durchschnittlich 76, Frauen 82 Jahre alt. So erleben immer mehr eine Krebserkrankung.“ (rüm)

 

Webtipps:

www.irenekuehrer.at  

www.elisabeth-fischer.com

 

 

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