Dinkel statt Weizen? Haarsträubender Unsinn!

Foto: photoXpress.com
Foto: photoXpress.com

Viele Betroffene und deren Angehörige sind sich in ihrem täglichen Umgang mit Zöliakie und den sich daraus ergebenden Konsequenzen sehr unsicher. Thomas Hartl sprach mit der oberösterreichischen Zöliakie-Fachfrau und Diätologin Gabriele Ecklmayr über die gröbsten Irrtümer in Sachen glutenfreier Ernährung.

lebensweise: Welcher Irrtum in Sachen Zöliakie wiegt am schwersten?

Gabriele Ecklmayr: Der Irrglaube, dass Zöliakie wieder im Laufe des Lebens verschwinden kann.

 

lebensweise: Die häufig aufgestellte Behauptung, dass Zöliakie in der Pubertät vergeht, ist also ein Irrtum?

Ecklmayr: Absolut. Es handelt sich dabei um keine Kinderkrankheit. Dieser Irrtum muss raus aus den Köpfen. Das ist eine genetische Disposition und diese bleibt bestehen. Ein Leben lang. Und sie verschwindet nicht. Es stimmt zwar, dass man bei Kindern Zöliakie am leichtesten erkennen kann, weil Kinder schneller ansprechen als Erwachsene und weil bei Erwachsenen die Symptome nicht so leicht bemerkt werden. Doch das heißt nicht, dass die Glutenunverträglichkeit im Laufe der Zeit verschwindet.

 

lebensweise: Mittlerweile geht man davon aus, dass schon jeder hundertste Österreicher glutenfreie Ernährung nötig hat. Ist das Wissen um diesen Umstand in der Bevölkerung genügend verankert?

Ecklmayr: Viele wissen von ihrer Erkrankung rein gar nichts. Vor Jahren hieß es noch, dass nur jeder Tausendste an Zöliakie leidet, heute nimmt man zehnmal soviel Fälle an. Die Tendenz ist weiter steigend.

 

lebensweise: Wer soll sich auf eine mögliche Zöliakie untersuchen lassen?

Ecklmayr: Angehörige ersten Grades von Personen, von denen man um diese Veranlagung weiß. Und ganz allgemein, wenn Verdachtsmomente bestehen. Wie etwa bei ständiger Übelkeit, Blässe und bei Problemen im Magen-Darm-Trakt.

 

lebensweise: Wie läuft eine solche Untersuchung ab?

Ecklmayr: Man soll sich nicht auf die Blutabnahme und deren Ergebnis verlassen. Jedenfalls ist eine Biopsie nötig. Die ist bei uns im Krankenhaus aber ohnehin Standard. Ohne Biopsie können fehlerhafte Befunde entstehen. Nicht jeder Eisenmangel gepaart mit Bauchschmerzen bedeutet gleich Zöliakie.

 

lebensweise: Eltern, die für ein an Zöliakie leidendes Kind den Speiseplan komplett umstellen müssen, begehen natürlich oft Fehler. Was fällt ihnen dazu ein?

Ecklmayr: Die Behauptung, dass man statt Weizen Dinkel nehmen soll. Das ist ein haarsträubender Unsinn. Im Gegenteil: Dinkel enthält noch mehr schädliches Eiweiß als Weizen. —

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0